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David Kuhn schwimmt haarscharf an WM Medaille Vorbei - Interview


David Kuhn ist 15 Jahre alt, besucht das Deutschhaus Gymnasium in der 10. Klasse und ist Deutscher Meister im Freiwasserschwimmen. Bei  der Juniorenweltmeisterschaft (JWM) im Freiwasser, welche auf den Seychellen statt fand, konnte er in einem spannenden Schlussspurt den 4. Platz erreichen, wobei ihm nur zwei Sekunden zur Gold Medaille fehlten.
Heute treffe ich ihn für ein Interview im Wolfgang Adami Bad, seiner Trainingsstätte.



Hast du wenigstens nach deinem Rennen noch ein paar Tage Urlaub auf den Seychellen machen können?


Nach meinem Rennen am Freitag waren an den nächsten Tagen noch die Starts von anderen Teammitgliedern bei denen ich natürlich zugeschaut habe. Und dann sind wir auch schon wieder zurückgeflogen, also war leider keine Zeit für Urlaubstage. Aber nach dem letzten Rennen der JWM gab es eine Katamaranfahrt für alle Teilnehmer*innen. Auch wenn es kein richtiger Urlaub war, sind die Seychellen natürlich ein tolles Reiseziel.

Wie hast du deinen ersten internationalen Einsatz erlebt?


Es ist ein besonderes Erlebnis bei einer Weltmeisterschaft zu starten. Man trifft Sportler*innen aus vielen Ländern und kommt mit ihnen ins Gespräch. Es waren auch einige Schwimmer*innen am Start, die schon bei Wettbewerben der Erwachsenen teilgenommen und sogar schon Medaillen geholt haben. Ich habe auch viel Zeit mit meinen Teamkameraden verbracht und viel Erfahrung gesammelt.

David, die 5 Kilometer waren dein erster Wettkampf im Meer. Wurde dein Rennen dadurch beeinflusst?


Ich bin z.B. im Urlaub schon öfter im Meer geschwommen und war deshalb gut vorbereitet. Bei meinem Rennen herrschten dann gute Bedingungen und es war kaum wellig. Allerdings hatten manche Teammitglieder bei ihren Starts deutlich mehr Wellen.

Das Freiwasserschwimmen ist bekannt für harte Platzierungskämpfe in der Start und Zielphase, aber auch an den Bojen. Wie bist du hier zurecht gekommen und hast du Unterschiede zu bspw. Den deutschen Meisterschaften feststellen können?


Das Rennen wurde zunächst um ca. 2 Stunden verschoben. Das war eine insgesamt nicht ganz einfache Situation. Es war ein intensives Rennen und an der vorletzten Boje wurde ich dann auch mehrfach an der Schulter gezogen, weshalb ich meine bis dahin gute Position verloren habe. Auf der letzten Geraden konnte ich dann aber noch an zwei Konkurrenten vorbeiziehen und habe schließlich als Vierter angeschlagen. Insgesamt war es härter als bei den Deutschen Meisterschaften, weil jeder mit vollem Einsatz dabei war und eine möglichst gute Platzierung erreichen wollte.

Mit Platz 4 konntest du ein starkes Ergebnis erzielen. Bist du zufrieden oder hättest du im Nachhinein noch mehr rausholen können, z.B. durch eine andere Taktik?

Mein Ziel war eine gute Platzierung und die habe ich erreicht. Das Freiwasserschwimmen ist immer unberechenbar und man muss oft schnelle Entscheidungen treffen. Ob es die richtige war, lässt sich auch später nicht immer sagen.
Durch den Zeitpunkt der JWM ist die Sommerpause buchstäblich ins Wasser gefallen. War das ein Problem für dich?
Ich habe die ganzen Ferien – auch im Urlaub – durchtrainiert. Ich musste oft früh aufstehen und teilweise auch alleine schwimmen. Da war es nicht immer leicht sich zu motivieren, aber das gehört dazu. Die Pause habe ich dann nachgeholt und bin erst verspätet in die neue Saison gestartet.

Inwiefern hilft dir die starke Trainingsgruppe in Würzburg beim Erreichen deiner Ziele?


Ich trainiere mit einigen Leuten, die schon bei Welt- oder Europameisterschaften geschwommen sind. Sie können mir natürlich gute Tipps geben.

Der SVW 05 hat Thomas Lurz, Leonie Beck und viele weitere Sportler bis an die Weltspitze gebracht: siehst du dich hier einem Leistungsdruck ausgesetzt? Ist es auch dein Ziel in die Weltspitze vorzurücken?

Die Erfolge von Thomas Lurz, Leonie Beck und auch anderer Schwimmer*innen des SVW 05 sehe ich als Motivation an, was man alles erreichen kann. Ich glaube, dass wohl fast jeder Nachwuchsathlet*in egal in welcher Sportart hofft, einmal Weltklasse zu werden.

Schwimmen ist ein sehr Zeit intensiver Sport. Wie schaffst du es die Doppelbelastung von Training und Schultag am Gymnasium zu bewältigen?

Ich trainiere normalerweise ca. 8 Mal die Woche. Da ist ein gutes Zeitmanagement wichtig. Ich hatte bereits in der Grundschule viele Trainingseinheiten. Schon damals habe ich gelernt selbstständig und zügig zu arbeiten. Das hilft mit auch jetzt noch.

Inwiefern hilft die hierbei das Konzept der Sportklasse am DHG?


Ich habe donnerstags die Möglichkeit zum Frühtraining zu gehen. Außerdem werde ich für Wettkämpfe beurlaubt und meine Mitschüler versorgen mich mit Material. Es ist natürlich auch hilfreich, dass Leistungsnachweise angekündigt werden.

Was sind deine Ziele für die kommende Saison und das Jahr 2023?


Ich bin erstmal bei den Bayerischen Kurzbahnmeisterschaften geschwommen und hoffe, dass ich auch bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften im November starten kann. Im Freiwasser werde ich nächstes Jahr über 7,5 km starten. Ich bin dann im jüngeren Jahrgang und die Konkurrenz ist groß. Ich hoffe aber, gute Ergebnisse erzielen zu können.

Wann wird man dich bei der WM der „Erwachsenen“ sehen?


Das wird auf jeden Fall noch ein bisschen dauern (lacht).

Das Interview führte Anton Heller

01.11.2022