S p o r t f ö r d e r u n g  a m  D H G

W ü r z b u r g

Auf Weltniveau
Bronze in Abu Dhabi am 04.11.2022


Träume vieler Leistungssportler – die Weltmeisterschaft.
Für DHGlerin Hannah Treumann (Q12) geht dieser Traum am Freitag, 04.11.2022, in Erfüllung. Sie startet auf der Ju-Jutsu Weltmeisterschaft, welche in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) stattfindet.
Ju-Jutsu ist eine Selbstverteidigungssportart, mit insgesamt vier unterschiedlichen Wettkampfsystemen. Eine davon ist das sogenannte Duo.
Duo ist eine 2-er Teamsportart, bei welcher je zwei Paare gegeneinander antreten und nach Ansage vorgegebener Angriffe einen technischen Vergleichskampf vorführen. Dabei bewerten die Kampfrichter die Ausführung, die Präzision, den dynamischen Gesamteindruck, die Vielfältigkeit und die Schnelligkeit. Außerdem sollen die Techniken möglichst realitätsnah sein, weswegen für Zuschauer oft nicht erkennbar ist, dass es sich um einstudierte Technikkombinationen handelt. Fünf Kampfrichter bewerten die Kämpfe jeweils unabhängig voneinander auf einer Skala von 0 bis 10 Punkten. Das Paar mit der höheren Punktewertung gewinnt.

Hannah startet mit ihrer Duo-Partnerin Leonie Oehrlein, beide vom SV Oberdürrbach, in der Kategorie Duo U18 Women.
Die lange Reise zur Weltmeisterschaft beginnt am Mittwoch, dem 02.11.2022 um 06:00 Uhr an der Würzburger Talavera. Vom Flughafen Frankfurt am Main geht es per Quatar Airways in knapp sieben Stunden mit Transfer in Katar nach Abu Dhabi. Nach den Sicherheitskontrollen und der Emigration geht die Busfahrt ins Fünfsterne-Hotel Grand Millenium Al Whada. Beim Verlassen des Flughafengebäudes ist Hannah überrascht, wie heiß es trotz später Stunde (nach arabischer Uhrzeit ist es bereits 1 Uhr nachts) ist. 

Quelle: Hannah Treumann

Die 30-minütige Fahrt zum Hotel ist sehr beeindruckend. Der Kontrast zu Würzburg könnte nicht größer sein. Palmen säumen fünf- bis siebenspurige Straßen und man sieht eine imposante glitzernde Skyline. Nach dem Check-in im Hotel geht es für Hannah direkt ins Bett.
Am nächsten Tag, nach langem Ausschlafen, wird ausgiebig gefrühstückt. Priorität Nummer eins ist nun das Aufnähen der Rückenaufnäher. Diese müssen sich auf dem Rücken der Athleten befinden und weisen auf das Land des Sportlers hin.
Nun hat DHGlerin Hannah etwas Freizeit – die nähere Umgebung des Hotels samt Mall wird erkundet. Danach geht es zur Mubdala Arena, in welcher die Weltmeisterschaft stattfindet. Bereits beim Eingang, realisiert Hannah, dass es sich nicht um einen ganz normalen Wettkampf handelt. Vor dem Eintritt in die Wettkampfstätte gibt es einen Sicherheitscheck, ähnlich wie im Flughafen. Angekommen in der Halle ist Hannah überwältigt. Von Arabisch, Chinesisch, Italienisch bis hin zu Mongolisch - ein lautes Getöse von Anfeuerungsrufen und begeistertem Jubel in den unterschiedlichsten Sprachen, empfängt sie.

Quelle: Hannah Treumann

 Die Halle ist noch viel größer als sie es sich vorgestellt hat und außerdem sind die Zuschauerplätze gut gefüllt. Hinter der Sporthalle gibt es außerdem einen modernen Essens- und Fitnessbereich.
Da die Ju-Jutsu Weltmeisterschaft insgesamt 10 Tage andauert, finden schon seit Samstag, dem 29. Oktober Kämpfe statt. Nach dem Zuschauen und Anfeuern der deutschen Kämpfer*innen geht es für die DHGlerin wieder zurück ins Hotel. Dort wird regeneriert und zu Abend gegessen, bevor es für sie früh ins Bett geht.

Die Nervosität steigt zunehmend an. Darum fällt Hannahs Frühstück am nächsten Morgen, kleiner als üblich, aus. Ein Shuttle holt Hannah pünktlich um acht Uhr zur Mubdala Arena ab.  Die Aufregung steigt zu einem fast nicht mehr erträglichem Maß. Um Verletzungen vorzubeugen und den Körper auf die bevorstehende Belastung vorzubereiten, wärmt sich die Athletin in der Halle intensiv auf.

Quelle: Hannah Treumann

Gegen 10:30 Uhr ist es so weit: Hannah und ihre Teamkameradin Leonie Oehrlein kämpfen gegen ein Paar aus Montenegro. Nach der monatelangen Wettkampfvorbereitung, mit all der harten Arbeit und den Entbehrungen ist das Gefühl endlich auf der Wettkampfmatte zu stehen unbeschreiblich. Den ersten Kampf konnten Leonie und Hannah mit 64,5 : 60 für sich entscheiden.
Im zweiten Kampf mussten sich die beiden vom SV Oberdürrbach gegen ein starkes Paar aus Italien mit 64 : 66 geschlagen geben. Die Enttäuschung ist für Hannah bitter. Laune und Mut sinken auf den Tiefpunkt. Tränen fließen.
Um im kleinen Finale am Mittag nicht unterzugehen (im Sportlerjagon nicht zu „verkacken“) heißt es nun neue Kraft und Mut für den letzten Kampf zu mobilisieren.
Alles oder Nichts - ein erster Platz wäre zu schön gewesen. „Reach out for the medal“ – nun geht es wie in dem Refrain von Giorgio Moroder um eine Medaille, in Hannahs Fall Bronze.
Die letzten Minuten vor dem Kampf sind dramatisch. Hannah schießt eine Reihe von Gedankenfetzen, wie der Gespräche mit den Trainern in den letzten Monaten, deren Erwartungen und die vielen schweißtreibenden Trainingseinheiten durch den Kopf.
Der Kampf steht nun unmittelbar bevor. „All in“ heißt die Devise - die Sportlerin setzt alles auf den nächsten Kampf.
Sobald Hannah die Matte betritt und ihre erste Technik zeigt, ist die Nervosität weg. Adrenalin schießt durch ihren Körper. Das kleine Finale gegen ein ihnen bereits bekanntes Duo-Paar aus Slowenien konnten Leonie und Hannah mit deutlichen 65,5:60,5 für sich entscheiden und Hannah Treumann gewinnt mit ihrer Duo Partnerin Leonie Oehrlein auf der Weltmeisterschaft in der Kategorie Duo U18 Women den dritten Platz.

v. l. n. r: Leonie Oehrlein, Roland Köhler, Hannah Treumann Quelle: Hannah Treumann


Bei der Siegerehrung werden die Medaillen von einem hochrangigen Sportfunktionär und einer bekannten Person Abu Dhabis, gekleidet in einem traditionellen weißen Gewand mit Kopfbedeckung, überreicht.
Enttäuschung über die verpasste Chance der Goldmedaille aber auch Freude machen sich am Abend des Kampftages bei Hannah breit.
Die letzten zwei Tage verbringt Hannah damit, dass deutsche Team bis zum Heiser werden anzufeuern. Übrig bleibt zumindest etwas Zeit für einen Strandbesuch und für das Schwimmen in hoteleigenen Rooftop-Pool und dem Besuch des großzügigen Spabereichs. Diese Momente sind für Körper und Seele für die Regeneration wichtig.
Am Sonntag, dem 06.11.2022 geht es dann zurück ins 30 Grad kältere Deutschland. Anders wie auf dem Hinweg wird nur geschlafen.

Für Hannah ist die Weltmeisterschaft und der Sieg auf der Europameisterschaft auf Kreta, diesen Jahres, eines ihrer Highlights ihrer bisherigen sportlichen Laufbahn. Doch hinter jedem erfolgreichen Sportler steht ein engagierter Trainer, bei Hannah: Roland Köhler.                                                                                     Nun muss dem Ju-Jutsu-Training leider weniger Priorität, zugunsten der bevorstehenden Abiturvorbereitung, zugeschrieben werden.


Hannah Treumann (Q12)